Geschichte der Schützengesellschaft Kirchlengern

Einige Meilensteine in der Vereinsgeschichte

„Warum hat Kirchlengern noch keinen Schützenverein?“

Mit dieser bedeutungsvollen Frage befassten sich im Sommer 1927 August Gerking und Bernhard Nordsiek während des Haareschneidens bei Karl Kaase. Mit den dazukommenden Herrmann Steffen und Herrmann Tiesmeier war man sich schnell einig, dass etwas unternommen werden müsse und man erstellte als erstes eine Anmeldeliste. Der neu gegründete Schützenverein war bald das wichtigste Tagesgespräch in der Elsegemeinde. Einige Meilensteine in der Vereinsgeschichte

Ein Zehnerausschuss mit Karl Kaase, August Gerking, Herrmann Steffen, Wilhelm Brinkmann, Fritz Brune, Wilhelm Hoermeier, August und Hermann Kollmeier, Alfred Scherzer und Fitz Weitkamp erarbeitete die weiteren Schritte für die offizielle Vereinsgründung. Am 13. August 1927 war es dann so weit. Im Vereinslokal Kollmeier erfolgte die offizielle Gründung des Schützenvereins Kirchlengern und Umgebung. Stattliche 60 Mitglieder standen bereit, den „Schützenverein Kirchlengern und Umgebung“ unter Vorsitz von Alfred Scherzer mit Leben zu füllen und die Tradition des Schützenbrauches weiterzutragen. Hierzu zählte für die Gründungsmitglieder vor Allem die Gemeinschaft mit allen Kreisen der Bevölkerung, Kameradschaft, die Pflege des Schießsportes, sowie zünftige Schützenfeste mit viel Spaß und Tanz.

Nach einigem Hin und Her entstand ein Scheibenschießstand im Garten des Vereinslokals, welcher durch eine kräftige Finanzspritze des Zigarrenfabrikanten Hermann Kollmeier möglich gemacht wurde. Die entsprechenden Schützenröcke wurden vom ortsansässigen Schneider gefertigt, die durch entsprechende Hüte mit Feder, für 6,50 Mark von Heinrich Büscher an der Eisenbrücke, vervollständigt wurden. Die Holzgewehre wurden für 2 Mark vom Tischlermeister Fritz Weitkamp hergestellt. So entstand eine sehr schmucke Kompanie.

Schon am 15. April 1928 erfolgte die Einweihung des Schießstandes. Beim ersten Preisschießen traf so mancher ins Schwarze. Im August des Jahres dann ein weiterer Höhepunkt: Das erste Schützenfest fand außerordentlich großen Anklang bei Jung und Alt. König Heinrich Schürmann „Der Brausemüller“ erkor Fräulein Marie Rabe zu seiner Königin.

Was wäre ein Schützenverein jedoch ohne einen Spielmannszug, der bei Märschen und den gemeinsamen Festen aufspielt? Dieser wurde 1930 unter der Leitung von Hermann Behring gegründet. Die obligatorische Vereinsfahne wurde dann 1934 gestiftet und eingeweiht.

Böllerschüsse verkündeten 1937 das zehnjährige Jubiläumsschützenfest in der Lohe. Ganz Kirchlengern und auch Südlengern war auf den Beinen! Nicht zuletzt wegen der Musikdarbietungen des Spielmannszuges und des Infanterieregiments 58 aus Minden wurde es ein echtes Volksfest! Viele Menschen von nah und fern waren gekommen um mit den Schützen das Jubiläum zu feiern. Den Vereinsvorsitz übernahm im gleichen Jahr Wilhelm Pieper, der Amtsbürgermeister.

Schon bald musste der Schützenrock mit der Uniform der Wehrmacht getauscht werden. Eine unglückselige Zeit begann und ließ die Vereinstätigkeit für etliche Jahre ruhen. Der Krieg hinterließ tiefe Wunden in den Familien, denn viele Kameraden fielen im Krieg und kehrten nicht mehr heim.
Nicht nur für die Familien war diese Zeit eine große Belastungsprobe, sondern auch für den Verein, der erst 1950 seine Tätigkeit wieder aufnehmen konnte.

„Lass uns die alten Zeiten nun vergessen,
die alten Schützenfahnen holt hierfür.
Der alte Geist, den wir einstmals besessen,
sei wieder unser Schild, sei unser Panier.“

Diesen Vers schrieb damals Heinrich Osterhage um die noch lebenden Schützen wieder zusammenzurufen und das Vereinsleben wieder aufleben zu lassen. Es gelang. Willi Paul übernahm den Vorsitz und organisierte im Juli 1950 unter schwierigen Bedingungen ein Schützenfest. Unterstützt wurde er hierbei maßgeblich von Fritz Brune (Fribuki). „August der Mutige“ (Kollmeier) bestieg mit „Herta der Getreuen“ (Pfingsten) den Thron. Der erste Erlaß des Paares - Eine Stunde Freibier - ließ zumindest für eine Zeitlang viele unangenehme Erinnerungen verblassen.

Ein Jahr später, am Schützenfestmontag des Jahres 1951, startete dann das erste Kinderschützenfest und ist seit dem ein fester Bestandteil.

Zum Silberjubiläum der Schützengesellschaft im Jahre 1952 stieg auch die Mitgliederzahl wieder deutlich an. Der Schießstand wurde wieder hergerichtet und der Schießsport begann erneut. Auch der Anschluss an den Westfälischen Schützenbund gelang. Über ihn kam der Verein später zum Landessportbund NRW, dem er noch heute angehört.

In den Folgejahren wurden Vereinsfreundschaften mit benachbarten Schützengesellschaften begründet und um diese zu vertiefen, Freundschaftspokalschießen in’s Leben gerufen. Ganz besonders ist an dieser Stelle die enge Bindung mit der Schützengesellschaft Buer bei Melle zu erwähnen. Ein starker Förderer dieser Entwicklung war Karl Tödtmann, der 1959 die Königswürde übernahm und 1962 zum Vorsitzenden berufen wurde. In diesem Jahr bekam auch der Spielmannszug durch den Jugendspielmannszug den lang ersehnten musikalischen Nachwuchs.

Mit Spenden und großartigem Einsatz der Schützen entstand 1968 auf dem Grundstück des Vereinswirtes der lange geplante Neubau eines leistungsfähigen Schießstandes mit 6 Luftgewehr – und 2 Kleinkaliberbahnen.

Aber auch die soziale Verantwortung wurde groß geschrieben: Die Hochwassergeschädigten in Paderborn und die „Aktion Sorgenkind“ (heute: Aktion Mensch), erhielten ansehnlicheSpendenbeträge.

Das Jahr der Umbenennung war 1969. Bedingt durch die Bildung der Großgemeinde Kirchlengern wurde eine neue Bezeichnung des Vereins gefunden: „Schützengesellschaft Kirchlengern von 1927 e.V.“ Im Zuge dieser Namensänderung durften sich der Vorsitzende und sein Stellvertreter nun „Präsident“ und „Vizepräsident“ nennen.

Auch die Damen strebten lange schon den Schießsport an. 1973 war es dann soweit: Eine Damenschießsportstaffel bereicherte die Gesellschaft. Präsident Karl Tödtmann trat von der aktiven Vereinsarbeit zurück und wurde in Anerkennung seines unermüdlichen Wirkens zum Ehrenpräsident gewählt. Willi Honermeyer wird sein Nachfolger als Präsident.

Am 20. Mai 1978 hatte der Spielmannszug „seinen großen Tag“. Das 50jährige Bestehen wurde feierlich im Saal Kollmeier begangen. Viele Gratulanten und Gastvereine trugen zum Gelingen des Jubiläums bei. Im Juni des gleichen Jahres wird Herwig Tödtmann Batallionskommandeur.

Im Laufe der Zeit – so geht es aus den Protokollen hervor – mehren sich die Veranstaltungen des Vereins, welche auch die Familien der Schützen ansprechen sollten: Kinderweihnachtsfeste, Wanderungen und Radtouren wurden organisiert. Zum Jahreswechsel versammelten sich die Schützen wie in den Jahren vorher zum Heringsessen bei Bartelheimer-Schwarze. 18 vertilgte Heringe sind bislang der ungebrochene Rekord! 1983 sollten ein mal 401 eingelegte Heringe – Spender Kurt Thiel – ihren vorbestimmten Weg gehen und die hungrigen Mägen der Mitglieder füllen.

Im Jahr 1983 feierten 17 Schützenschwestern ihren zehnjährigen Zusammenschluss in der Damensportstaffel und Herwig Tödtmann wurde in das Präsidentenamt berufen. Er übernahm die Aufgaben aus den Händen von Willi Honermeyer, der zum Ehrenpräsidenten ernannt wurde.

Natürlich ist auch der Weihnachtsmarkt in Kirchlengern ein Highlight, an dem die Schützengesellschaft Kirchlengern seit Jahren mitwirkt. Mit diversen Buden und Wagen, an denen sich das Publikum stärken kann, ist der Verein ein Teil der Tradition und Kultur in Kirchlengern. Ein Highlight auf diesem Weihnachtsmarkt ist der Feuerkessel, aus dem der heiße Glühwein die kalten Hände der Gäste wärmt.

Noch viele Namen verdienter Mitglieder müssten an dieser Stelle genannt werden und eine Menge weiterer Ereignisse wären es wert, in Erinnerung gebracht zu werden. Die Schützengesellschaft hat in den vielen Jahren ihres Bestehens Höhen und Tiefen durchstehen müssen. Ihre Erfolge können jedoch nicht hoch genug bewertet werden, denn stets fanden sich tatkräftige Männer um das Steuer fest in die Hände zu nehmen und die Geschichte des Vereins vorbildlich zu lenken. Ihnen und den unzähligen Mitstreitern unter den Mitgliedern, sowie den vielen Gönnern sei an dieser Stelle herzlichst gedankt.

Die Tradition pflegen und immer wieder etwas Neues ausprobieren, das hat sich die Schützengesellschaft Kirchlengern zum Ziel gesetzt. Mit ihrer weltoffenen aber trotzdem traditionsbewussten Einstellung werden neue Mitglieder in die Schützengemeinschaft aufgenommen und es finden sich bei Alt und Jung viele neue Freundschaften zusammen. Derzeit haben sich die Mitgliedszahlen bei rund 200 Schützen und Schützinnen stabilisiert.

Natürlich freuen wir uns über jedes neue Mitglied und es ist dabei egal, ob Jung oder Alt. Bei diversen Veranstaltungen und allen möglichen Attraktionen können die Schützen angesprochen werden und freuen sich über jedes neue Mitglied in der Schützengesellschaft Kirchlengern.